Dieses denkmalgeschützte Objekt liegt im 2. Bezirk in unmittelbarer Nähe zum Karmelitermarkt. Als Seitenstraße ist die Haidgasse eine Einbahnstraße, öffentlichen Verkehrsmitteln (U-Bahn sowie Busstationen) liegen in unmittelbarer Nähe! Vor allem der nahegelegene Karmelitermarkt bietet umfangreiche Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants, weitere in der Umgebung finden sich Lebensmittelgeschäfte, Drogerien aber auch eine Aphotheke finden sich wortwörtlich um die Ecke.
Der älteste Teil des Gebäudes - die östliche Parzellenmauer – stammt aus 1625 und dürfte damit eines der letzten erhaltenen Häuser des ehemaligen Judenviertels sein, das noch Bausubstanz aus dieser Zeit aufweist. Ausführliche bauarchäologische Untersuchungen und Nachforschungen in den Archiven der Stadt Wien zeichnen ein fast lückenloses Bild der Baugeschichte des Gebäudes seit dem Anfang des 17. Jahrhunderts, die Spiegelbild der wechselhaften Geschichte des Viertels ist.
Bis ins frühe 17. Jahrhundert bestand das Gebiet der heutigen Leopoldstadt noch größtenteils aus öden Gründen und Auen, nur spärlich besiedelt von Fischern, Gärtnern und Schiffern, später auch von Fuhrleuten und Handwerkern. Bis zur Donauregulierung 1870-1875 blieb das Gebiet Überschwemmungsgebiet.
Schriftliche Quellen in den Landesarchiven der Stadt Wien führen als ersten Besitzer Moses Simon Jud - einen Kohen - an . Er erwarb nach dem Erlass Ferdinand II. das Grundstück vom Neukhanischen Stift. Darauf folgte – nicht minder prominent - Abraham Fränckl der Schreiber der jüdischen Gemeinschaft.
Aufgrund der Untersuchungen gehen die Denkmalforscher davon aus, daß bereits zu dieser Zeit erste Umbauten sattgefunden haben und das ursprüngliche Haus des Moses Simon Jud adaptiert wurde.
Nach der Aufhebung der Judenstadt verfügte die Stadt Wien über die Gebäude des Viertels und verkaufte das Gebäude 1670 an den Radschmied Joachim Grohs. Auch dieser beauftragte Umbauten, die aber offensichtlich nur teilweise durchgeführt wurden, wahrscheinlich weil das Gebäude, nachdem er den Kaufpreis nicht aufbringen konnte -wieder eingezogen wurde.
Während der 2. Türkenbelagerung 1683 wurde die Leopoldstadt verwüstet, das Gebäude überstand diese Zeit weitgehend und wurde wieder aufgebaut.
1693 erwarb der bürgerlichen Schwarzbäcker Hans Aichlinger und seiner Frau das Gebäude in der Haidgasse und die Hälfte des Gebäudes in der großen Sperlgasse. Die Zusammenlegung der beiden Häuser und der Einbau eines Backhauses erforderten einen weiteren grundlegenden Umbau. Dieser begründete nicht nur den Beginn einer bis ins 20 Jahrhundert reichenden vorwiegenden Nutzung des Gebäudes als Bäckerei, sondern verschaffte dem Gebäude das heute größtenteils erhaltene Erscheinungsbild als Bürgerhaus des Hochbarock.
Nach dem Tod Hans Aichlingers wurde das Haus 1735 an Johann Georg Stanger verkauft, dannach an den Bäcker Jacob Bay (1743). Nach der verheerenden Überschwemmung von 1744, die die gesamte Leopoldstadt verwüstete, wurde der Dachstuhl erneuert. 1768 übernahm mit Peter Färber neurlich ein Bäcker das Gebäude, ihm folgte 1781 Joseph Röckl. Die dendrochronologische Untersuchung der Dippelbäume bestätigen die Umsetzung des Umbauplanes aus dem Jahr 1803. Diese sahen den Abbruch des hölzernen Stalles am hinteren Teil der Parzelle und die Errichtung eines gemauerten Stalles mit einem Obergeschoss vor, Außerdem ließ Röckl einen zusätzlichen Backofen und Toiletten einbauen. Auch das kalssizistische Eingangstor mit original erhaltenen Beschlägen dürfte aus dieser Zeit stammen.
1807 übernimmt Mathias Apprich - ebenfalls Bäcker- das Gebäude und beabsichtigt, wie wir aus einem Plan von 1811 entnehmen können, einen radikalen Umbau. Dabei sollte die gesamte westliche Haushälfte beinahe gänzliche entkernt werden, zwei neue Backöfen eingebaut, ein neuer Kellerabgang geschaffen werden und eine gänzlich neue Raumaufteilung und Fensterteillung im OG erfolgen. Die Pläne wurden allerdings nicht umgesetzt.
1829 erwarb Bäcker Konrad Hoffmann das Gebäude, der 1838 eine neue Wohnung im Hintertrakt anstelle des Stalles einbauen ließ.
Seit 1852 befindet sich das Haus im Eigentum der Familie Pabst und ist damit nicht nur über die längste Zeitspanne der wechselhaften Geschichte in Familienbesitz., sondern verdankt ihr auch seinen Namen als sogenanntes „Pabsthaus“.
Zu Beginn des 20 Jahrhunderts wurde schließlich die Latrine aufgegeben, in der man bei einem späteren Umbau 1985 Scherben von Keramikgefäßen fand, die zum größten Teil aus dem 18. Jahrhundert stammen. Weitere kleine Umbauten folgten. 1985 wurde in einem weiteren größeren Umbau im östlichen Teil ein Lokal eingebaut und im Zuge dessen auch der Innenhof überdacht.
Die trotz der umfangreichen Umbauten erhaltene Gebäudestruktur die äußerlich schlichte Erscheinung, das im Inneren mit breiten Gewölben und einem aufwendig gestalteten Stiegenhaus ausgestatteten Gebäude, spiegelt die bürgerliche Wohnkultur des hochbarocken Wiens wieder und führte 1987 zur Unterschutzstellung des Gebäudes durch das Bundesdenkmalamt.
2015 beschloss der heutige Hauseigentümer das mittlerweile mehr als zur Hälfte leerstehende Gebäude durch eine umfassende Sanierung wieder zu beleben und so begannen wir in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt ein Konzept auszuarbeiten, das nicht nur die Erhaltung der historischen Bausubstanz, sondern auch die Möglichkeit zur zeitgemäßen Nutzung des Gebäudes vorsieht.
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